Mittwoch, 15. Oktober 2014

Die Gegen-Revolution und die Liebe zum Kreuz


Durch die Einwirkung der Kirche hatte der Mensch im Mittelalter im allgemeinen eine Neigung zu einer besonderen Verehrung des Kreuzes. Daher liebte er auch mehr die Werte der Seele und alles, was zu ihrem Heil notwendig war.

Im 14. Jahrhundert:
„(…)zeichnete sich im christlichen Europa eine Mentalitätsänderung ab, die dann im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer deutlichere Züge annahm. Das Streben nach irdischen Freuden wuchs zu einer wahren Gier. Die Vergnügungsveranstaltungen wurden immer häufiger und prunkvoller.“
Ergebnis:

„(…)Der wachsende Hang zu einem lust- und phantasievollen Leben des Genusses führte in Kleidung, Sitten, Sprache, Literatur und Kunst zu immer deutlicheren Anzeichen von Sinnlichkeit und Verweichlichung.“
„(…)Alles gewann einen ausgelassenen, verspielten und festlichen Charakter. Die Herzen wendeten sich nach und nach von der Opferfreudigkeit, von der wahren Kreuzesverehrung und dem Streben nach Heiligkeit und nach dem ewigen Leben ab.“[1]

Seit dem Ende des Mittelalters bis in unsere Tage nahm dieser Hang immer mehr an Stärke zu. Leider ist die Gesellschaft, in der wir leben, von ihm durchtränkt und die allgemeine Regel scheint zu sein die Befriedigung der leiblichen Gelüste.

Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort (1673 – 1716), ein feuriger französischer Missionar, erkannte, mit Hilfe der Gnade, den Mangel an Kreuzesliebe bei den Menschen seiner Zeit. Um diese Liebe zu erneuern, schrieb er einen „Rundbrief an die Freunde des Kreuzes“. So lehrt er in diesem:
„Ein Freund des Kreuzes ist ein von Gott auserwählter Mensch unter Zehntausenden, die nach den Sinnen und der bloßen Vernunft leben, um als ein ganz vergöttlichter Mensch [2] zu sein, und erhaben über die Vernunft [3] und ganz in Gegnerschaft zu den Sinnen [4], für ein Leben im Lichte des reinen Glaubens und in brennender Liebe zum Kreuze.“

Da der Hochmut und die Sinnlichkeit — die wichtigsten Triebkräfte der Revolution — die Seele des Menschen beherrschen, wenn er sich von der Liebe zum Kreuz abwendet und eine hemmungslose Eigenliebe entwickelt, empfiehlt der hl. Ludwig als Gegenmittel die Hinnahme der Verdemütigung und eine Liebe zum Opfergeist: „Ein Freund des Kreuzes ist ein allmächtiger König und ein über den Satan, die Welt und das Fleisch und ihre drei Begierlichkeiten triumphierender Held. Durch seine Liebe zu den Verdemütigungen wirft er den Stolz Satans nieder, durch seine Liebe zur Armut besiegt er den Geiz der Welt und durch seine Liebe zum Leiden ertötet er die Sinnlichkeit des Fleisches.“[5]

Diese Beschreibung erinnert uns an den hl. Franz von Assisi, ein Heiliger, der von Gott in eine Zeit berufen wurde, in der die ersten Keime dieser Dekadenz aufgetreten sind. Um davon eine Vorstellung zu haben, braucht man sich nur an die Opposition und Unverständnis zu erinnern, denen er ausgesetzt war. Es ist zu glauben, dass sein Wirken den Beginn des revolutionären Prozesses verzögert hat.

Ein Gegenrevolutionär wird nicht echt sein, solange er nicht ein „Freund des Kreuzes“ ist.

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Anmerkungen

[1] vgl. Revolution und Gegenrevolution I. Teil, III. Kapitel, 5 A.

[2] Im Sinn von „Ich lebe, nein, nicht mehr ich, es lebt in mir Christus“ (Gal 2.20).

[3] Erhaben über, doch nicht gegen die rechte Vernunft.

[4] Das Thema Widrigkeit der Sinne wird in einem anderen Post anhand eines erläuternden Textes des hl. Thomas von Aquin behandelt.


[5] „Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes“, 2. Teil – Bedeutung dieses Namens. Das goldene Buch vom hl. Ludwig Maria Grignion von Monfort, Lins-Verlag, A-6804 Feldkirch, 1987.

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